Ich bin inzwischen mehrmals per PN daraufhin angesprochen worden, was ich als BH empfehlen würde. Nun, eine allgemeine Kaufempfehlung für dieses oder jenes Modell kann und will ich nicht aussprechen. Aber vielleicht ist ja eine kleine Warenkunde hilfreich, denn so etwas gibt es hier noch nicht. Alles, was ich dazu zu sagen habe, entstammt meiner ganz individuellen Erfahrung. Korrigiert bzw. ergänzt mich bitte, wenn ihr andere Erfahrungen gemacht haben solltet.
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Materialien:
BHs werden i. d. R. aus zwei bis drei der folgenden fünf Materialien hergestellt:
- Polyamid (andere Namen: Nylon, Perlon, Cordura; hohe Festigkeit und Steifigkeit, aber wenig dehnbar)
Gibt dem Gewebe die typische Festigkeit. Je größer der Anteil ist, desto weniger passt sich das Gewebe an. Die Anpassung muss rein mechanisch erfolgen und d. h. den Schnitt lieber passend wählen. Je geringer der Anteil ist, desto "weicher" wird das Gewebe. Üblich sind 70-90% Polyamid in einem BH.
- Elasthan (andere Namen: Lycra, Spandex; hohe Dehnbarkeit, Elastizität und Passgenauigkeit)
Gibt dem Gewebe den typischen, gummiähnlichen "Druck". Je größer der Anteil ist, desto kleiner darf der Schnitt ausfallen und desto fester formend sitzt das Gewebe. Geringe Anteile werden gerne mit Baumwolle kombiniert, um einen höheren Tragekomfort zu erzielen. Hohe Anteile erfordern zusätzliche Verstärkungen, da das Gewebe sonst schnell "ausleiert". Elasthan wird meist in Anteilen bis rund 10% verarbeitet.
- Polyester (andere Namen: Diolen, Trevira; hohe Reiß- und Scheuerfestigkeit, wasserabweisend)
Macht das Gewebe auf Dauer haltbarer und führt durch den wasserabweisenden Effekt schneller zum "Hitzestau"; man schwitzt also. Hohe Polyesteranteile (62%) werden ausschließlich für Dauergebrauchsmaterialen benötigt; in BHs finden sie sich mit Anteilen um 80 bis 100%.
- Microfaser (Mischgewebe aus 80-90% Polyamid und 10-20% Elasthan; sehr dehnbar, sehr glatt)
Schmiegt sich wie eine zweite Haut an (äußerst angenehm, für den Alltag) und ist mitunter gar nicht mehr zu spüren. Hat allerdings nur minimalen Stützeffekt und nimmt leicht Schweiß auf (schnelle Verschmutzung).
- Baumwolle (Naturfaser; wenig dehnbar, dafür jedoch atmungsaktiv)
Während alle Kunstfasern ein Schwitzen begünstigen, ist das bei Baumwolle nicht der Fall. Allerdings entspricht das Tragegefühl hierbei eher dem eines normalen Unterhemdes auf nackter Haut u. d. h., auch dann, wenn der BH wirklich fest sitzt, kann er sich trotzdem irgendwie "labberig" anfühlen und dennoch zugleich scheuern. Baumwolle wird in Anteilen von 90-95% verarbeitet.
Teile:
Der BH besteht aus mehreren Teilen, als da wären: Die miteinander verbunden Körbchen ("Cups") zur Aufnahme der Brüste, die Träger des BHs, ggf. der (Form-) Bügel für die Cups und das sg. Unterbrustband, welches mit Hilfe der Verschlüsse meist auf dem Rücken verschlossen wird (es gibt allerdings auch - seltener - Vorderverschluss-BHs). Bleiben wir zunächst beim Unterbrustband und beim Verschluss. Es ist grundsätzlich das Unterbrustband, welches für den korrekten Sitz sorgt. Es sind nicht die Träger! Ein BH sitzt daher umso besser, je mehr Halt das Unterbrustband bietet. D. h., je breiter das Unterbrustband ist. Der Verschluss des Unterbrustbandes besteht aus kleinen Haken. Typisch sind zwei, angenehmer zu Tragen aber Verschlüsse mit drei oder (s. u. beim Lang-BH) noch mehr Haken. BHs mit zu schmalem Unterbrustband (bspw. leichte Sommer-BHs mit nur einem Haken) neigen zum Kneifen. Sg. "Sommer"-BHs praktisch ohne Unterbrustband empfinde ich als Zumutung - man findet diese Teile mitunter in den großen Einzelhandelsketten im Angebot (ALDI usw. - als Billigware zum "Einschießen" auf die wirklich gebrauchte Größe sind sie aber nicht schlecht).
Zu den Trägern: Von den trägerlosen BHs einmal abgesehen wird zwischen drei Trägerarten, nämlich den "normalen" Trägern, den "Spaghetti"-Trägern und den "unsichtbaren" Trägern differenziert. "Spaghetti"-Träger bestehen auf jeder der beiden Seiten aus zwei dünnen, ggf. miteinander verbundenen, Bändchen. Beim dauerhaften Tragen neigen sie entweder zum Einschneiden oder zum Abrutschen; das richtige Maß dazwischen ist kaum zu finden. "Unsichtbare" Träger bestehen aus transparentem Plastik. Man schwitzt darunter nicht nur sehr schnell, sondern sie "kleben" auch in unangenehmer Weise auf der Haut. Die "normalen" Träger sind daher meist zu bevorzugen. Die Träger selbst können vom Cup über die Schulter zum Rücken laufen, eine "Neckholder"-Form haben oder aber sich auf dem Rücken kreuzen bzw. dort in ein kreuzartiges Gewebe übergehen. Das Kreuzen auf dem Rücken begünstigt eine sehr aufrechte Körperhaltung und damit ein permanentes Herausstrecken der Brüste (was vielleicht nicht immer erwünscht sein mag). Beim "Neckholder" verlaufen die Träger vom einen Körbchen über den Nacken zum anderen Körbchen. So etwas trägt sich zwar sehr angenehm (überträgt sich doch jede Kopfbewegung in abgeschwächter Form auch auf die Brust, was ziemlich erotisch ist), doch ist der Neckholder kaum "unsichtbar" zu tragen.
Bleiben noch die Cups: Cups sind immer ausgeformt. Wenn ein Hersteller explizit auf ausgeformte Cups hinweist, dann bedeutet das lediglich, dass ihm für dieses eine Modell keine Werbeversprechungen eingefallen sind und es sich um einen typischen Standard-BH handelt. Bei den Cups wird zwischen Ober- und Untercup differenziert. Aus beiden Teilen bestehende Cups umfassen die Brust vollständig (was sich sehr angenehm anfühlt). Bei BH-Modellen, die für ein tiefes Dekolleté ausgelegt sind, ist der Obercup nur angedeutet oder fehlt völlig. Die Angabe, dass ein Untercup unterlegt ist, besagt normalerweise nur, dass dort eine weitere Stofflage verarbeitet worden ist, um den Busen besser zu stützen. Man sieht das unter der Kleidung nicht. Der bei Bügel-BHs unter dem Untercup eingearbeitete Formbügel unterstützt dann noch einmal zusätzlich. Cups, die als "gemoldet", "leicht gefüttert" oder "wattiert" beschrieben werden, enthalten meist eine dünne Schaumstoffschicht und formen so eine Art von Schale zur Aufnahme der Brust. Sie tragen deutlich sichtbar auf.
BH-Typen:
Prinzipiell lassen sich fünf Modellformen unterscheiden, nämlich die bügellosen Soft- oder Sport-BHs, die Alltags-BHs mit Bügel und die Lang-BHs, die es mit und ohne Bügel gibt. Hinzu kommen noch Minimizer- und Push-Up-BH. Im weiteren Sinne könnte man auch noch BH-Hemdchen, Korsagen u. ä. mit dazu rechnen, doch darum soll es hier nicht gehen.
Bügellose Soft- oder Sport-BHs tragen praktisch gar nicht auf und lassen sich vollkommen unauffällig unter der Kleidung tragen. Sie eignen sich insbesondere für Anfänger, aber auch für das Tragen an warmen Sommertagen. Sie stützen im allgemeinen ganz gut und sitzen fest, aber sie wirken nicht formend. Letzteres kann dem idealen Tragegefühl abträglich sein. Bei kleinem Busen können solche BHs manchmal hochrutschen.
Alltags-BHs mit Bügel sind zunächst sehr ungewohnt, denn die Bügel (auch Formbügel genannt) üben einen Formeffekt auf die Brüste aus, der beim regelmäßigen Tragen nach einiger Zeit auch ohne BH sichtbar ist. Oder, anders ausgedrückt, sie formen einen femininen Busen. Hat man sich aber erst einmal an den doch ziemlich festen Sitz gewöhnt, dann möchte man ihn nicht mehr missen, weil er ein herrliches Gefühl des sicheren "Eingepacktseins" vermittelt. Beim Liegen (Schlafen) können die Bügel aber u. U. stören. Auch ist unbedingt zu beachten, dass die Bügel nicht in der Brustbeinmitte zusammen stoßen, da das auf die Dauer zu unangenehmen Scheuerstellen führt. Wenn bei einem Bügel-BH die Bügel zusammen stoßen, dann ist er zu groß. Bügel-BHs tragen mehr auf als Soft- oder Sport-BHs, dennoch sind sie unter der Kleidung tragbar - wenngleich vielleicht auch nicht direkt unter einem dünnen T-Shirt. Bei kleinem Busen können solche BHs auch schonmal hochrutschen.
Lang-BHs verfügen über ein sehr breites, mitunter bis zur Taille reichendes Unterbrustband. Sie ähneln eher einem Mieder und das Tragegefühl ist mit dem Bügel-Alltags-BH vergleichbar, wenn nicht sogar noch angenehmer. Ein Hochrutschen ist hier ziemlich ausgeschlossen, allerdings neigen einige besonders lange Modelle zum wenig schönen Zusammenrollen im Bereich der Bauchpartie.
Der Minimizer-BH sorgt aufgrund seines Schnitts für eine optische Verkleinerung der Brust. Dauerhaft lässt sich so etwas nur schwerlich tragen - irgendwann drückt es in unangenehmer Form.
Der Push-Up-BH ist das Gegenstück des Minimizers und bewirkt eine optische Brustvergrößerung. Normalerweise geschieht das mit Hilfe von gemoldeten und stark gefütterten Cups. Die richtige Größe voraus gesetzt, umfasst ein Push-Up-BH den Busen wie eine sanfte Hand, was sehr erotisch ist. Allerdings trägt der Push-Up auch dermaßen auf, dass er unmöglich unsichtbar unter der Kleidung getragen werden kann; mitunter setzt er darüber sogar eine Bluse voraus, weil Herrenkleidung dafür zu "flachbrüstig" geschnitten ist. Das Tragegefühl allerdings ist unvergleichlich ...
Ausfallen der Schnitte:
Kleidungsstücke fallen mal groß und mal klein aus. Insbesondere dann, wenn man etwas im Versand bestellt, ist es wichtig, so etwas zu berücksichtigen. Bei den BHs habe ich folgende Erfahrungen gemacht:
- Naturana: Fällt ziemlich knapp aus (ungefähr eine halbe Größe kleiner).
- Dorina/ Doreena/ Simone: Die Größe stimmt.
- Triumph: Soft- und Sport-BHs sind eher knapp geschnitten (eher eine Nummer größer wählen), während Bügel-BHs ziemlich großzügig ausfallen (eher eine Nummer kleiner wählen).
Zubehör:
Männer sind im Schulterbereich üblicherweise etwas voluminöser als Frauen; gleichzeitig ist die Brust vergleichsweise klein. Das führt dazu, dass z. B. ein BH von Größe 80B gebraucht würde, dessen Unterbrustband aber zu eng ist, so dass eine 85er-Größe genommen werden muss, die dann labbert. Abhilfe leisten in solchen Fällen BH-Erweiterungen. Das sind lediglich Verschluss-Verlängerungen, die zusätzlich eingehakt werden und das Unterbrustband verlängern. Es gibt sie mit zwei und mit drei Haken. Trägerpolster vermeiden Druckstellen sowie das Einschneiden zu dünner Träger und sorgen für besseren Tragekomfort. Man legt sie einfach unter die Träger. Einlagen zum Aufpumpen sind kleine Luftpolstertaschen, die im BH unter die Brust gelegt werden. Sie funktionieren nach dem Prinzip eines Luftballons und vergrößern den Busen optisch bis maximal zu einer Körbchengröße, so dass auch faltenschlagende BHs ausgefüllt werden können.
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So, das war's zu diesem Thema. Vielleicht ist das ja für den einen oder anderen eine Einkaufshilfe. Ergänzungen eurerseits?
Thema: Kleine Warenkunde: BH-Kauf ist Vertrauenssache ... (Gelesen 34660 mal)